In einer Zeit, in der nachhaltiges Wirtschaften nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit für den Umweltschutz und die soziale Gerechtigkeit geworden ist, spielen Genossenschaften im Agrar- und Ernährungssektor eine entscheidende Rolle. Eine kürzlich durchgeführte Studie der Universität Hohenheim, initiiert vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR), beleuchtet die Bedeutung von Genossenschaften für die Zukunft der Wertschöpfungsketten in diesem Bereich. Der Fokus der Studie lag auf der Identifizierung von Strategien, die Nachhaltigkeit, Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit von Genossenschaften in Baden-Württemberg sichern.
Die Herausforderungen der Nachhaltigkeit
Die Studie, geleitet von Prof. Dr. Sebastian Hess, hebt hervor, dass Nachhaltigkeit zu einer grundlegenden Anforderung für Unternehmen im Agrar- und Lebensmittelsektor geworden ist. Um in einem zunehmend umweltbewussten Markt bestehen zu können, müssen Genossenschaften effektive Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass trotz des klaren Bedarfs an nachhaltiger Wirtschaftsweise, einheitliche politische Anforderungen und Anreize für Erzeuger oft fehlen. Dies erschwert es Genossenschaften, ihre ökologische Nachhaltigkeit zu akzentuieren und den individuellen Nutzen nachhaltigen Wirtschaftens für ihre Mitglieder sichtbar zu machen.
Strategien für eine nachhaltige Zukunft
Ein zentraler Ansatzpunkt zur Förderung der Nachhaltigkeit ist die Regionalisierung von Beschaffung und Vermarktung. Die Studie stellt fest, dass besonders im Weinsektor Baden-Württembergs regionale Vermarktungskonzepte erfolgreich umgesetzt werden, während die hochproduktiven Obst- und Gemüsebaubetriebe aufgrund der begrenzten Aufnahmefähigkeit des regionalen Marktes auch überregionale Absatzmärkte erschließen müssen. Digitale Plattformen und soziale Medien bieten hierbei neue Möglichkeiten, Kunden anzusprechen und zu binden. Zudem wird in der Studie angemerkt, dass der Trend zu veganen Produkten sowie der hohe Erfüllungsgrad sozialer Nachhaltigkeitskriterien in genossenschaftlich geführten Unternehmen stärker kommuniziert und genutzt werden sollten.
Die Rolle der Genossenschaften
Genossenschaften, die auf Prinzipien wie Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung basieren, sind laut der Studie ideal positioniert, um den notwendigen Transformationsprozess in der Agrar- und Ernährungswirtschaft erfolgreich zu bewältigen. Durch ihren demokratischen Aufbau und ihre starke regionale Verwurzelung können sie effektiv zur Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wertschöpfungsketten beitragen. Die Studie betont, dass der Erfolg der Genossenschaften wesentlich von der Innovationsbereitschaft, der Veränderungsbereitschaft und effizienten Kommunikations- und Entscheidungsprozessen innerhalb der Genossenschaft abhängt.
Was wir für Österreich aus der Studie lernen können
Die Studie der Universität Hohenheim zeigt deutlich, dass Genossenschaften im Agrar- und Ernährungssektor Baden-Württembergs eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung nachhaltiger und resilienter Wertschöpfungsketten spielen. Um diese Rolle erfolgreich auszufüllen, müssen sie jedoch die Herausforderungen der Nachhaltigkeit aktiv angehen und innovative Strategien entwickeln. Die Erkenntnisse dieser Studie bieten wertvolle Ansatzpunkte für Genossenschaften, Politik und Wirtschaft, um gemeinsam eine nachhaltigere Zukunft im Agrar- und Ernährungssektor zu gestalten.
Mit dem wachsenden Bewusstsein für Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) in der Gesellschaft ist es auch bei uns entscheidend, dass Genossenschaften und alle Stakeholder im Agrar- und Ernährungssektor diese Herausforderungen als Chance begreifen und nutzen. Nur so kann eine nachhaltige, resiliente und wettbewerbsfähige Zukunft für alle Beteiligten gesichert werden.